Im Freien haben Hunde über ihre Krallen und Pfotenballen normalerweise eine gute Bodenhaftung ganz anders kann das in Innenbereichen aussehen.

Im Folgenden werden Strategien und Hilfsmittel vorgestellt die Dir als Therapeut helfen, den Besitzern verschiedene maßgeschneiderte Lösungen die ganz individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen  Hund abgestimmt sind zu bieten.

In der Tierphysiotherapiepraxis berichten Patientenbesitzer häufiger von Problem Ihrer Hunde beim Laufen auf harten, glatten Böden wie z.B. Holz-, Laminat-, Marmor und/oder Fliesenböden etc. Die Patienten rutschen und schliddern beim Laufen oder grätschen sogar komplett mit den Beinen auseinander. Außerdem kann man bei manchen Tieren beobachten, dass sie nicht mehr in der Lage sind aus dem Sitzen oder Liegen aufzustehen. Glatte Böden können also eine Gefahr für die Gesundheit von Welpen, Oldies und für Patienten mit neurologischen oder orthopädischen Pathologien darstellen. Oft verliert ein Tier, welches einmal ausgerutscht oder gestürzt ist, nicht selten das Vertrauen in das Laufen auf glatten Oberflächen, was einen deutlichen Anstieg der Angst und/oder des Stresspegels verursachen kann. Häufig bewegen sich die Hunde noch unsicherer und es entsteht ein Teufelskreis.

Hier sollte der Physiotherapeut dem Kunden Strategien zur Verhinderung des Ausrutschens vorstellen. Die Verbesserung der Traktion bei Hundepatienten und eine Rutschprophylaxe und kann erreicht werden, indem die Bodenhaftung entweder durch die Krallen, die Pfotenballen oder durch beides erhöht wird. Verschiedene einfache Maßnahmen sowie eine große Palette von Hilfsmitteln auf dem Markt helfen dabei dieses Ziel zu erreichen.

 

Einfache erste Maßnahmen:

 

  • Überschüssiges Fell zwischen den Pfotenballen trimmen                                                                                     Die Haare zwischen den Pfotenballen können den Bodenkontakt der Pfote beeinträchtigen. Wenn die Haare zwischen die Pfotenballen und den Boden gelangen, besteht die Gefahr des Ausrutschens, insbesondere bei Pudeln und Hunden mit seidig-glattem Fell. Sollte das Trimmen schwierig sein, kann ein Gang zum Hundefriseur helfen.

  • Krallen schneiden                                                                                                                                                 Die Krallen des Tieres sollten im Stand gerade den Boden berühren. Wenn sie länger sind, stören sie beim Laufen, was besonders auf rutschigen Böden eine Herausforderung für das Tier darstellt. Viele Hunde fahren, wenn sie rutschen, ihre Krallen aus um besseren Grip zu bekommen was dazu führt, dass die Tiere noch mehr rutschen.

  • Ballenpflege                                                                                                                                                           Eine andere mögliche Ursache für das Wegrutschen der Beine sind der Zustand der Pfotenballen, wenn diese trocken, rissig oder spröde sind, können sie keine Bodenhaftung gewährleisten. Eine gute Methode, um geschädigte Ballen zu reparieren, ist Pfotenbalsam, eine Art Feuchtigkeitscreme für die Pfotenballen des Hundes. Die Anwendung ist unkompliziert, einfach den Balsam auf die Ballen auftragen und einmassieren. Man sollte aber auf die Inhaltsstoffe achten, da bei empfindlichen Hunden die Gefahr einer allergischen Reaktion bestehen könnte.

  • Matten, Läufer oder Teppiche auslegen                                                                                                                 Im Falle das nur kleine Bodenareale gesichert werden müssen, kann man über die Anschaffung von Matten oder Teppiche nachdenken, auf denen dann das Tier sicher laufen kann. Insbesondere folgende Areale sichern:

    • Liegeplatz – damit beim Aufstehen die Pfoten auf einer rutschfesten Unterlage landen und so die Beine nicht auseinanderdriften können.
    • Fressplatz – damit die Beine nicht nach außen rutschen. Manche Tiere kompensieren dies, indem sie im Liegen fressen, was sich negativ auf den Schluck- und Verdauungsprozess auswirken kann.
    • Andere Bereiche, die dem Hund Schwierigkeiten bereiten könnten sind etwaige Sprünge von der Couch oder das Bett, die Treppe hinauf- und hinuntergehen, um Ecken herumgehen oder zwischen Möbeln navigieren.

     

  • Antirutschklebeband                                                                                                                                Selbstklebendes, rutschfestes Bodenbelagsband eignet sich hervorragend zur Verwendung auf Stufen oder Rampen.

  • Absperrungen                                                                                                                                                   Sollte sich der glatte Boden nur auf bestimmte Räume oder Areale (z.B. Treppe) beschränken, können diese Bereiche durch Absperrungen gesichert werden. Man sollte allerdings darauf achten, dass der Liebling dadurch nicht permanent vom Rudel und dem Alltagsleben abgetrennt wird.

  • Training                                                                                                                                                            Manche Hunde haben regelrecht Angst davor, auf einem rutschigen Boden zu laufen, sei es das das Tier solche Untergründe noch nicht kennt, er sich darauf unsicher fühlt oder aufgrund von schlechten Erfahrungen, womöglich sogar verbunden mit Schmerzen. Das kann dazu führen, dass der Hund sich komplett weigert den Boden auch nur zu betreten. Oft laufen Hunde aber auch besonders vorsichtig über einen rutschigen Boden oder versuchen sich mit ihren Krallen festzuhalten. Leider verschlimmert ein ungeschickter Gang über den Boden oder das Festkrallen das Problem nur. In manchen Fällen ist die einzige Möglichkeit, die Angst vor dem Laufen auf rutschigem Untergrund zu überwinden, der Abbau des Angstverhaltens durch Training. Angstverhalten ist nicht leicht zu korrigieren daher ist hier die Zusammenarbeit mit einem Verhaltenstherapeuten oder Trainer zu empfehlen, um die Ängste des Hundes zu überwinden.

Neben den bisher beschriebenen Maßnahmen gibt es auch noch Hilfsmittel, die den Tieren helfen können sich sicherer auf bestimmten Böden mit glatten Oberflächen fortzubewegen. Es gibt verschiedene Produkte auf dem Markt, die unterstützen und zusätzlichen Halt bieten können, den Hunde brauchen. Im Folgenden werden einige dieser Produkte vorgestellt, wobei  es sich bei der folgenden Liste nur um eine Übersicht handelt und nicht um eine Empfehlung unsererseits. Sollten eigene Erfahrungen vorliegen werden diese erwähnt. Die genannten Bezugsquellen sind auch nur Möglichkeiten und wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es in den meisten Fällen weitere Anbieter gibt bei denen die Produkte erworben werden können.

 

  1. Foot Anti-Slip Spray                                                                                                                                            Eigentlich dafür erfunden im Ausstellungsbereich dafür zu sorgen, dass bei einem Wettbewerb auf glatten Böden nichts dem Zufall überlassen wird, funktioniert dieses Produkt auch für den Hund zu Hause. Das Spray soll nach dem Trockenen nicht klebrig sein und auch die Haut der Ballen nicht reizen. Die Haltbarkeit wird für einen Tag angegeben und kann zumindest eine vorübergehende Lösung darstellen und evtl. auch für unterwegs praktisch sein.                                   Ein Produkt stellt sich vor:Bio-Groom’s Show Foot ist ein professionelles Anti-Rutsch-Aerosolspray. Unsere sorgfältig entwickelte Formel ist schnell trocknend und nicht reizend. Die natürliche Kolophoniumformel sorgt für eine ausgezeichnete “Haftung”, die ein Ausrutschen bei Hallenschauen verhindert. Es funktioniert auch gut auf feuchten, grasbewachsenen Oberflächen. Darüber hinaus ist dieses Produkt äußerst nützlich für den täglichen Gebrauch, da es Ihrem Hund hilft, auf Holz- und Fliesenböden nicht auszurutschen. 

  1. PAWFRICTION                                                                                                                                                       Bei Paw Friction wird pulverisierter Gummi auf die Pfotenballen geklebt, um die Reibung der Ballen selbst zu erhöhen. Es wird medizinischer Klebstoff auf den Pfotenballen des Tieres aufgetragen und man taucht dann die Pfote des Tieres in eine Schale mit pulverisiertem Gummi, wodurch die Pfotenballen einen Gummiüberzug erhalten. Eine gute Option für Haustiere, die z.B. mögen. Es reibt recht schnell ab und muss nach etwa 2 Wochen erneut aufgetragen werden.
  1. Paw Grip                                                                                                                                         „Pfotenschützer“ sind Aufkleber, die auf die Unterseite der Pfoten des Hundes geklebt werden. Sie lassen sich wie ein Pflaster aufkleben und sind auf der Unterseite mit einem rutschfesten Muster versehen, welches auch auf Hartholz- oder Vinylböden gut halten soll. Üblicherweise werden sie in einer 24er Monatspackung geliefert. Sie kann in der Haltbarkeit durchaus verlängert werden, wenn Sie nur die beiden hinteren Pfoten mit den Pflastern versorgen.
  1. Schuhe                                                                                                                                                           Schuhe gibt es in unterschiedlichen Modellen, angefangen bei leichten Schuhen aus Fleece die nur im Haus getragen werden, bis hin zu Festen mit dicker Sohle für den Outdoorbereich. Auch Schuhe können helfen die Rutschgefahr auf glatten Böden/Untergrund zu minimieren, denn diese haben in der Regel eine Wildleder- oder Gummisohle, die Halt und Traktion bietet. Allerdings sind sie je nach Model schwerer, passen sich nur bedingt den Pfoten an und das Tier kann den Boden nicht mehr gut spüren. Manche Hunde akzeptieren Schuhe nicht und laufen trotz längerer Tragelänge mit diesen sehr unsicher. Daher sind sie für sehr schwache Hunde oder solche mit neurologischen Problemen nur bedingt zu empfehlen.
  1. Socken                                                                                                                                                           Socken sind hilfreich um in der häuslichen Umgebung das Rutschen von gangunsicheren Tieren auf glatten Böden zu verhindern. Es gibt unterschiedliche Ausführungen, z.B. mit Gumminoppen oder kompletter Überzug mit Latex. Wichtig ist, dass die Socken nicht zu groß sind und in irgendeiner Form befestigt werden um ein Verrutschen und das Entfernen durch das Tier zu verhindern. Manche Modelle haben bereits Halterungen, ansonsten kann man Sockenhalter einsetzen oder aber Gewebeband zu Fixierung verwenden, wobei zu beachten ist, dass das Band nicht zu fest zu wickeln.
  1. Sticky Pawz                                                                                                                                                       Diese „Gummiüberzieher“ sind biologisch abbaubar, wieder verwendbar und werden in 12er-Packungen verkauft. Sticky Pawz sind so dünn, dass das Tier den Boden gut spüren kann, was das sichere Laufen erleichtert. Sie eignen sich besonders gut für Hunde mit neurologischen Problemen oder für Hunde, die sehr schwach geworden sind. Bei einem längeren Gebrauch sind einige Dinge zu beachten. So können die Pfoten bei sitzenden Hunden in längerer Tragezeit anschwellen. Es sind also regelmäßige Sichtkontrollen notwendig. Da Hunde zwischen den Pfotenballen schwitzen, kann der Patient eine Dermatitis zwischen den Zehen entwickeln. Vierbeiner mit Hautproblemen sind anfälliger für die Entwicklung von Dermatitis, wenn sie Sticky Pawz verwenden. Talkumpuder in die Pawz geben kann helfen. 
  1. Toe grip                                                                                                                                                               Der Hund benutzt seine Krallen von Natur aus zum Greifen. Draußen funktioniert diese eingebaute Traktionskontrolle unglaublich gut aber leider nicht auf glatten Oberflächen, dort bieten sie keinen Halt. Man kann versuchen diesem Problem mit sogenannten „Hundezehengreifern“ zu begegnen. Zehengreifer sind kleine Gummiringe, die über die Nägel des Hundes passen. Sie vergrößern die Traktionsfläche, haben durch das Material Gummi eine Antirutschwirkung und helfen so dem Tier Halt zu finden. Ein großer Vorteil der Toe grip ist, dass sie nicht entfernt werden müssen und dauerhaft am Tier verbleiben können. Sie eignen sich hervorragend für Haustiere, die unter Dermatitis leiden, da sie die “Belüftung” der Pfoten gewährleisten.

Auf den Punkt gebracht…

Ausrutschen kann ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für unsere Patienten darstellen, daher sollten wir den Besitzer über die verschiedenen Möglichkeiten aufklären, wie man die Gefahr des Rutschens im Idealfall komplett beseitigen oder aber zumindest reduzieren kann. Die empfohlenen Maßnahmen und Produkte sollten ausprobiert werden, um herauszufinden, welches individuell am Besten geeignet ist. Im Falle das sich die Situation dennoch nicht verbessert kann dies ein Hinweis darauf sein, dass noch andere gesundheitliche Problem beim Tier vorliegen und der Gang zum Tierarzt sollte empfohlenen werden.

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